Die LIBOR-Ablösung: Welcher Referenzzinssatz kommt nach dem LIBOR?

LIBOR-Ablösung Ende 2021

Der LIBOR (London Interbank Offered Rate) wird bis Ende 2021 endgültig abgelöst. Damals sorgte das Ende des Zinssatzes für einen Skandal. Ich habe mich nun gefragt, was danach kommt und habe dazu ein wenig recherchiert.

Manipulation des LIBOR

Aber fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Wie bekannt, kam es zu Manipulationsskandalen beim LIBOR. Der LIBOR war von Händlern verschiedener Großbanken durch gegenseitige Absprachen manipuliert worden. Die Folge: Die britische Finanzmarktaufsicht (FCA & PRA) wird die Berechnung des LIBOR nur noch bis Ende 2021 unterstützen. International hat sich noch kein LIBOR-Nachfolge-Referenzzinssatz herauskristallisiert.

Verankerung des LIBOR

Da der LIBOR an vielen Stellen und in vielen Instrumenten fest verankert ist, gilt es, ein Chaos im Zuge der LIBOR-Umstellung zu vermeiden. Die Kommission der Europäischen Union will daher einen neuen Referenzzinssatz festlegen. Während der EURIBOR auch nach 2021 bestehen bleiben soll, muss der LIBOR abgelöst werden. Das bedeutet, dass Banken und Unternehmen viele alte Verträge bis Ende 2021 umstellen müssen – denn die meisten enthalten keine Alternative für den dauerhaften Wegfall eines Referenzzinssatzes.

Maßnahmen der Europäischen Union

Die Europäische Union schlägt durch ihre Kommission vor, eine einheitliche Lösung für die meisten Verträge zu finden. Sollte sich dieser Vorstoß zur Anpassung der Benchmark-Regelung durchsetzen, kann die EU-Kommission einfach festlegen, welcher Zinssatz als Ersatz für den in den verschiedenen Währungsräumen nicht mehr gültigen Libor verwendet werden soll.

Diese Lösung würde einen enormen Revisionsaufwand ersparen, da alte Verträge nicht überarbeitet werden müssten, sondern einfach definiert würde, was anstelle des LIBOR neu wäre. Da diese Lösung fast alle Vorteile hat und praktisch einfach umzusetzen ist, gilt es als wahrscheinlich, dass sich der Vorschlag durchsetzen wird. Im besten Fall könnte der endgültige Gesetzestext bereits Ende 2020 vorliegen.

Welche Zinssätze werden den LIBOR ersetzen?

Es ist davon auszugehen, dass diese sogenannten Fall-Back-Zinssätze auf neuen, bereits entwickelten und damit bereits existierenden Tagesgeldzinssätzen basieren werden. Die Vereinigten Staaten arbeiten beispielsweise mit der Secured Overnight Financing Rate (SOFR), Großbritannien mit SONIA (Sterling Overnight Index Average) oder die Schweiz mit SARON, dem Swiss Average Overnight

Anpassung des Spreads an den bisherigen LIBOR

Da es strukturelle Unterschiede zum LIBOR gibt, müssten diese Zinssätze mit einem festen Spread-Aufschlag versehen werden, um diese Unterschiede auszugleichen. Dieser neue Fallback-Zinssatz wäre dann z.B. SONIA + x. Der Aufschlag ist noch unklar. Arbeitsgruppen in den einzelnen Ländern arbeiten an der Umstellung. Im Idealfall können neue Verträge im Jahr 2021 bereits auf den neuen Zinssätzen basieren, während die alten dann ab 2022 einfach automatisch auf den neuen Zinssatz umgestellt werden, ohne dass man etwas an den Verträgen ändern muss.

Gültigkeit

Ein weiteres offenes Problem ist die Gültigkeit dieser Fall-Back-Zinssätze und die Automatisierung der Umstellung. Dies könnte nur für Verträge mit Finanzinstituten gelten. Intercompany-Verbindlichkeiten, also Zahlungen von einem Unternehmen an ein anderes unter dem gleichen Dach oder Geschäfte außerhalb des Finanzsektors wären nicht betroffen. Auch diese Problematik ist noch in der Klärung. Dies könnte z.B. auch durch eine Spiegelung der Entscheidungen über den LIBOR innerhalb der Finanzparteien geregelt werden.

Weitere Artikel zum Thema Banken finden Sie auf TheBankerBlog.com.

Um die ganze Geschichte über die LIBOR-Manipulation zu lesen, empfehle ich dringend das folgende Buch, das von zwei Bloomberg-Journalisten sehr gut geschrieben ist:

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